02.03.2022 Die ovolaktische Energiewende oder Smoothie Rezepte für Fortgeschrittene

"Vegan zu leben ist klar im Trend."
Vor einigen Tagen hörte ich auf SWR 1 ein Interview mit einem Biobauern zum Thema „Trends in der Ernährung“. Er ließ unter anderem verlauten, dass z. B. Rosenkohl lange ein Gemüse gewesen sei, dass nur die älteren Leute in ihren Einkaufskorb gelegt hätten (Anmerkung der Autorin: die Altersgrenze hat er dabei (zum Glück) nicht genauer spezifiziert – ich esse nämlich sehr gerne Rosenkohl!). Mittlerweile greife zunehmend auch die jüngere Kundschaft nach den kleinen, runden, grünen Energiekugeln, da diese Bestandteile trendiger grüner Smoothie-Rezepte seien.
Promis schlürfen (beäugt und abgelichtet von Reportern) mit offensichtlichem Genuss grüne Smoothies.
Supermärkte und Discounter räumen ihre Regale um – Produkte ohne tierische Bestandteile sollen hier einziehen.
Selbst die Fleischindustrie setzt auf fleischlose Alternativen.

Ist das ein Hype – oder die Zukunft?
Mit welchen Erinnerungen blicken Sie auf Ihre ersten Versuche mit grünen Smoothies aus dem Standmixer zurück?
Haben Sie diesen Mix mit dem besonderen Odeur, bestehend aus Grünkohl, Spinat, Stangensellerie und Brennnesseln mit Genuss runterbekommen?
„Goethes Garten“ – „Verdissimo“ – „Popeyes’s Power“
Die ausgefallenen Namen dieser Drinks und die positive Wirkung auf die Gesundheit verbannen das besondere Aroma, das nach Rasenmähen schmeckt, locker in den Hintergrund.
Ein Brotaufstrich aus Kichererbsen mit Koriander und Chili zum Frühstück, ein Brötchen auf Kidneybohnen-Flohsamen-Basis mit veganer Leberwurst samt Gürkchen für die Mittagspause oder ein tierproduktfreies Curry zum Abendessen – vegan leben ist „in“ und ein Milliardenmarkt.
Sogar des Deutschen heißgeliebte Grillwurst steht bereits in veganer Alternative zur Verfügung – beispielsweise auf der Basis von nachhaltigem Erbsenbrei, glutenfrei und ohne Verwendung von Palmöl.
Wo früher Tofu-Alternativen mit leichtem Grauschleier, Quietschgeräuschen beim Kauen und gummiartiger Konsistenz den Appetit hemmten, regiert jetzt die vegane Vielfalt, die Ginger und Rocky ein glückliches langes Hühnerleben garantiert.

Was befeuert diesen Trend in einem derartigen Ausmaß?
Lebensmittelskandale, Studien zur allgemeinen Gesundheit und die öffentliche Diskussion über die Ernährungsform inspirieren die AnhängerInnen.Start-Ups schießen aus dem Boden und bieten „Fleisch aus Pflanzenprotein“ an – die Angebotsvielfalt ist riesig und der Absatz immens.
Promis verzichten medienwirksam auf tierische Produkte und ziehen einen finanzstarken Kometenschweif aus Sternchen und Fans nach sich.
Der Markt ist jung, lukrativ und wird zum individuellen Identitätsprojekt.

Warum erzähle ich Ihnen all dies?
Weil wir bei uns in Graben-Neudorf augenscheinlich ein immer wieder von den Medien zitiertes „Henne-Ei-Problem“ haben.
Mit dieser Redewendung kontert Herr Bürgermeister Eheim nämlich wiederholt öffentlich auf die vermeintlich nicht zu beantwortende Frage nach dem ursprünglichen Auslöser der Kausalkette „Bau eines Tiefengeothermie-Kraftwerks“ (Henne) und „Wärmebedarfserhebung in Graben-Neudorf und die daraus folgenden Konsequenzen“ (Ei).
Was befeuert die Gegner der „Henne“ in einem derartigen Ausmaß, dass sie sich ehrenamtlich mit einem erheblichen (zeitlichen und finanziellen) Aufwand engagieren?
Die „Tiefengeothermie im Oberrheingraben-Vegetarier“ kritisieren Allergene, wie eine fehlende Wärmeauskopplung, den zu vernachlässigende Beitrag zur Stromerzeugung, die Gier nach Lithium, die Vertreibung der Bechsteinfledermäuse, die potentielle Gefahr für unser Grundwasser, eine fehlende Grundlastfähigkeit, die Notwendigkeit eines Redundanzkraftwerkes, die endliche Ressource des heißen Tiefenwassers, den drohenden Lärm, die Aussicht auf Geruchsbelästigung, den wohnortnahen Störfallbetrieb mit mehr als 50 T Isobutan auf dem Gelände, die zu erwartende induzierte Seismizität mit einhergehenden Bodenbewegungen, ein undurchsichtiges Firmengeflecht der Betreiber, die Angst vor einer komplizierten Schadensregulierung im Ereignisfall und die nachlässige Ausschöpfung der ohnehin geringen Möglichkeiten kommunaler Einflussnahme.

Die „Biobauern der grünen Energiewende“, wie sich die ortsansässige DEUTSCHE ERDWÄRME GRABEN-NEUDORF GMBH & CO. KG mit Firmensitz in Grünwald gerne darstellt, erschaffen ein immer komplexer werdendes Firmenimperium und locken mit grünem Image, dem European Energy Award und der Zusage, die „Risiken durch ein sicherheitsbewusstes Handeln und neueste technologische Standards weitgehend zu neutralisieren“. (s.a. https://www.deutsche-erdwaerme.de/verantwortung/)
Eine Projektseite auf der Homepage der Deutschen Erdwärme (https://www.deutsche-erdwaerme.de/graben-neudorf/) übernimmt die Funktion des Nutri-Scores.
Die Ampelfarben spiegeln analog zum Nährwert die Gefahr durch Erdbeben wider.

Ein Blick auf den Nutri-Score ersetzt aus meiner Sicht allerdings nicht das Studium des Kleingedruckten auf der Rückseite der Verpackung, schon gar nicht für Erdbeben-Allergiker oder Befürworter einer vollwertigen nachhaltigen Ernährung. Sie und ich, wir haben Appetit auf erneuerbare, regional verträgliche und vegane Energie-Mahlzeiten - unsere Energieversorgung soll klimaverträglicher werden und uns gleichzeitig unabhängiger vom Import fossiler Brenn-, Kraft- und Heizstoffe machen.

Die Deutsche Erdwärme liefert uns als alleinigen Energieträger vom Amuse-Gueule bis zum Dessert Variationen vom Hühnchen – pardon, Tiefengeothermie.
Schauen Sie doch mal ins Restaurant nebenan: da werden Mahlzeiten aus Sonnenenergie, Biomasse oder Windenergie in buntem Mix serviert. Und schon mancher Gast fand Geschmack an den Pellets, die er unter der Glosche entdeckte.
Der Kundschaft schmeckt es!
Allergische Schocks – eher selten.

Wenn ich auf die Dächer meiner Nachbarn schaue und in deren Vorgärten, dann finden alternativen Gerichte zum Hühnchen bereits großen Absatz!
Die Wohnungen sind warm und das Duschwasser ebenfalls, warum sollten wir uns also mit übel riechendem Hühnerdreck im Vorgarten anfreunden - auf die Gefahr hin, auf dem Weg zum Kompost auch noch darauf auszurutschen?

Kommen wir nun zu dem zweiten Protagonisten – dem Ei.
Evolutionswissenschaftler und Philosophen stimmen mittlerweile darin überein, dass das Ei vor dem Huhn kam. Und nicht mal die Schöpfungsgeschichte schließt diese Theorie zwingend aus.
Eier hat die Evolution schon vor mehr als 300 Millionen Jahren hervorgebracht. Dank dieser Erfindung konnten die ersten Reptilien das Wasser verlassen, während Amphibien bis heute zur Fortpflanzung darauf angewiesen sind.
Vor rund 50 Millionen Jahren tauchten die Kammhühner in Südostasien auf. Zu Haushühnern wurden die Tiere erst vor rund 8000 Jahren, vielleicht auch noch später.


Es begann mit einem Ei!
Und ein Ei - ist ein Ei - ist ein Energie- und Wärmebedarf.
Unabhängig von der Tatsache, ob es sich um ein Ei des Bankivahuhns oder des Deutschen Reichshuhns handelt.
Irgendwann in der Evolution verschmolz die DNA eines Fast-Hahns mit der einer Fast-Henne und diese legte ein Fast-Hühnerei. Heraus kam ein Vogel, der der erste seiner Art war und fortan als Huhn bezeichnet wurde. Die neue Art ist aber nicht erst mit dem Schlüpfen des Kükens existent, sondern entsteht eben bereits im Ei. Das heißt also: Das Ei war zuerst da.
Und damit hat nach meinem Ermessen der Blick auf das Ei respektive der Blick auf den tatsächlich bestehenden Wärme- und Energiebedarf Vorrang gegenüber dem Bau des größten Tiefengeothermie-Kraftwerks im Oberrheingraben, dessen Risiken sogar vom Betreiber selbst nur vermeintlich neutralisiert werden können.

Was möchte ich Ihnen an diesem stürmischen Ende des Wochenendes mit in die neue Woche geben?
Schauen Sie über den Tellerrand hinaus - wir brauchen die ovolaktische Energiewende!
Wir haben einen unumstrittenen Energie- und Wärmebedarf. Aber wie wir diesen Hunger stillen, liegt in unser aller Verantwortung!
Servieren Sie doch zukünftig „GN – Power“, den grünen Smoothie aus einem Gemisch von Sonnen- Wind- und Wasserenergie, mit einer Prise Biomasse.

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